Stark durchs Leben

Zwischen Scherben und Grenzen — wie ein Unfall mich nachdenklich machte

Vor einiger Zeit ist mir etwas passiert, das ich euch noch gar nicht erzählt habe. Ich war mit dem Sprinter unterwegs, ganz normal, nichts Besonderes im Kopf, und dann kam diese Kreuzung. Auf den ersten Blick harmlos, ich war auf der abbiegenden Vorfahrtsstraße. Ich möchte euch davon erzählen – und was mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht: Stoppschilder sind nicht nur Verkehrsschilder. Sie sind auch ein Bild für Grenzen, die wir im Miteinander brauchen.

Also, ich fahre auf diese T-Kreuzung zu. Blinker gesetzt. Links und rechts stehen Stoppschilder, dazu jeweils eine gelbe Blinklampe. Kaum zu übersehen. Trotzdem ist die Sicht auf die Kreuzung erst im letzten Moment wirklich frei. Ich war langsam unterwegs, hatte das Gefühl, alles im Griff. Und dann, wie aus dem Nichts, ein lauter Schlag.

Scherben flogen über mich hinweg. Der Sprinter wurde nach rechts geschoben, fast zehn Meter. Ich war komplett durch den Wind. Mein Körper war vollgepumpt mit Adrenalin. Erstmal stand nur diese Frage im Raum: Was war das gerade?

Ein Kleintransporter war von links gekommen. Später sah ich: Keine Bremsspur. Für mich war klar, er ist voll über das Stopschild drüber gefahren. Und hat mich vorne am Rad erwischt. Nicht an der Fahrertür. Da hatte ich riesiges Glück. Hätte er die erwischt, wer weiß, wie es ausgegangen wäre.

Später fuhr ich ins Krankenhaus, Röntgen, Kontrolle, kein Schleudertrauma. Nur die Muskeln waren überreizt. Ein paar Tage Schmerzen, aber nichts Dauerhaftes. Ich war wirklich bewahrt worden. Und dafür bin ich heute noch dankbar.

Die Polizei kam, nahm alles auf. Beim anderen Wagen war Öl ausgelaufen, ein Reinigungsdienst musste anrücken, Erde wurde abgetragen, Abschleppdienst – das volle Programm. Und ich? Stand da wie im Traum, konnte alles, was geschehen war, erst nach und nach realisieren. Irgendwann war alles vorbei. Nur das Gefühl an diesen Moment des Aufpralls blieb. Auch heute noch, Wochen danach.

Und neulich, als ich mit dem neuen Sprinter unterwegs war, an dieselbe Stelle kam und in die Kreuzung einbog, kam mir dieser Gedanke: Es gibt im Leben Stoppschilder. Nicht nur auf der Straße. Sondern auch im Miteinander. Und wir alle kennen sie.

Es gibt zum Beispiel dieses große Stoppschild: Du sollst nicht töten. Da blinken die Lampen eigentlich rund um die Uhr. Jeder Mensch weiß, was das bedeutet. Und trotzdem: Es wird überfahren. Immer wieder. Bewusst. Mit Ansage. Und manchmal ohne jede Konsequenz.

Ich weiß, das ist ein hartes Beispiel. Aber es macht klar, worum es mir geht: Wir brauchen Grenzen. Regeln. Nicht, weil wir sonst nicht wüssten, was richtig ist. Sondern weil wir sonst Gefahr laufen, das Richtige zu ignorieren. Oder zu überfahren. Und das passiert nicht nur wenigen Menschen, denen Grenzen egal sind. Sondern auch uns im Alltag.

Zum Beispiel, wenn jemand die Privatsphäre eines anderen nicht respektiert. Zu nahe kommt. Oder mit Worten verletzt. Auch das sind Stoppschilder. Kleine vielleicht. Aber wichtig. Oder wenn jemand an Silvester Feuerwerk nicht in den Himmel schießt, sondern auf Menschen. Auch das ist eine Grenze, die überschritten wird.

Und es gibt noch viele mehr. Du kannst sie dir selbst aufzählen. Es lohnt sich, mal darüber nachzudenken, welche Stoppschilder du dir im Miteinander wünschst. Welche dir wichtig sind. Und vielleicht auch, welche du selbst manchmal übersiehst.

Ich bin jedenfalls froh, dass mir bei dem Unfall nichts Schlimmeres passiert ist. Aber ich bin auch wachsamer geworden. Und ich möchte dich einladen, mit mir darüber nachzudenken: Welche Grenzen brauchen wir? Welche sollten wir besser sichtbar machen? Und an welchen müssen wir uns einfach halten, damit das Zusammenleben funktioniert?

Schreib mir gerne in die Kommentare: Welches Stoppschild ist dir wichtig? Ich freu mich auf den Austausch.

Peter Winkler ist Aquaponiker, Coach und Blogger. Sein theologisches Studium war die Basis für eine langjährige Tätigkeit in der sozialen Arbeit. Seit 2012 beschäftigt er sich mit der Aquaponik. Durch seine Expertise entstanden mehrere Produktionsanlagen im In.- und Ausland. Mit dem Blog "Schimons Welt" möchte er die Themen teilen, die ihn bewegen und damit einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.

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