Wenn Visionen an Grenzen stoßen – und die Aquaponik woanders gefeiert wird
Es bricht mir oft das Herz, wenn ich sehe, wie unterschiedlich Träume leben dürfen, nur weil eine unsichtbare Linie auf der Landkarte sie trennt. Als Aquaponiker brenne ich für diese Symbiose aus Fischzucht und Pflanzenbau. Es ist für mich nicht nur eine Anbaumethode, sondern ein Weg in eine sinnvolle, ressourcenschonende Zukunft. Doch meine Erfahrung hier in Deutschland ist oft bitter: Wir haben die Köpfe voller Ideen, wir haben Landwirte, die bereit sind, neue Wege zu gehen, und dann laufen wir gegen Wände aus Paragrafen und Bedenken. Es ist frustrierend zu beobachten, wie mutige Pioniere ausgebremst werden, während unsere Nachbarn im Süden vormachen, wie man Innovation nicht nur zulässt, sondern sie auf Händen trägt.
Ein Beispiel, das mich besonders berührt hat, ist die Geschichte von Simon Donhauser. Er ist ein Landwirt durch und durch, Hofnachfolger in Generationen, der genau das Richtige tun wollte: sich aus der Volatilität der klassischen Schweinemast lösen und den Betrieb zukunftssicher machen. Seine Leidenschaft für Fische, die schon in seiner Meisterarbeit 2015 loderte, sollte das Fundament dafür sein. Man muss sich diesen Mut erst einmal vorstellen – da baut jemand eine Pilotanlage in seiner Futterküche, lernt alles über den Afrikanischen Wels, holt sich Experten wie Peter Neudecker an die Seite und plant akribisch. Er hat Zeit, Geld und Herzblut investiert, um zu beweisen, dass es funktioniert. Und dann? Dann steht er da, mit all dem Wissen und der fertigen Planung, und die Anlage bleibt ein Traum, weil Vorgaben und Genehmigungsverfahren ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Es schmerzt mich zutiefst, wenn solches Potenzial einfach im Keim erstickt wird, weil die bürokratische Angst vor dem Neuen größer ist als der Wille zur Veränderung.
Der Mutmacher-Blick über die Alpen
Dass es auch ganz anders gehen kann, zeigt ein Blick zu unseren Nachbarn nach Südtirol, wo eine ganz andere Mentalität zu herrschen scheint. Dort werden Jungbauern nicht mit Aktenordnern erschlagen, sondern für ihren Mut ausgezeichnet. Ich habe mit großer Begeisterung verfolgt, wie dort gerade der Innovationspreis IM.PULS der Südtiroler Bauernjugend verliehen wurde. Es herrscht dort eine Aufbruchsstimmung, die man fast greifen kann. Während wir hier oft erklären müssen, warum Aquaponik überhaupt Landwirtschaft ist, wird dort Alexander Springeth gefeiert, der gemeinsam mit Roman Rottensteiner den dritten Platz dieses Preises belegt hat.
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Alexander hat etwas getan, was symbolischer kaum sein könnte: Er hat auf dem heimischen Grund 240 Quadratmeter alte Apfelbäume gerodet, um Platz für die Zukunft zu schaffen. In seinem Folientunnel in Bozen stehen nun Fischbecken und Pflanzbecken in einem geschlossenen Kreislauf, statt Monokultur. Wenn er in Interviews erzählt, wie seine Welse die Nährstoffe für Kräuter wie Ananassalbei oder Ingwerminze liefern und das Wasser gereinigt zurückkommt, dann spürt man die Leichtigkeit und die Logik dieses Systems. Er sagt ganz pragmatisch, es sei wie ein großes Aquarium – eine Alternative für jeden Bauern, egal ob am Berg oder im Tal. Diese Anlage wird dort als Modell für ressourcenschonende, regionale Lebensmittelproduktion gesehen und nicht als Störfaktor im Regelwerk. Dieser Preis ist für mich mehr als nur eine Urkunde; er ist ein Signal, dass Landwirtschaft lebendig sein darf und muss. Ich wünsche mir so sehr, dass wir uns von dieser Begeisterung eine Scheibe abschneiden und auch bei uns den „Simons“ endlich die Türen öffnen, statt sie ihnen vor der Nase zuzuschlagen.
Wie erlebt ihr das in eurem Umfeld? Kennt ihr ähnliche Geschichten, wo gute Ideen an der Bürokratie gescheitert sind, oder habt ihr vielleicht sogar positive Beispiele, die uns Hoffnung geben können? Schreibt mir eure Gedanken unbedingt in die Kommentare, ich freue mich auf den Austausch mit euch!


