Heimat ist kein Ort, sondern eine Tat – Warum wir neu darüber sprechen müssen
Manchmal gibt es politische Kampagnen, die mich seltsam kaltlassen, und dann gibt es Momente, in denen ein Slogan plötzlich einen Nerv trifft, der tief verborgen lag. „Heimat wird gemacht“ ist der Titel einer neuen Aktion des hessischen Heimatministeriums, und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr spüre ich, wie viel Wahrheit in diesen drei kleinen Worten steckt. Heimat ist für viele von uns ein schwieriger, oft schwer beladener Begriff. Wir scheuen uns manchmal, ihn zu benutzen, aus Sorge, missverstanden oder in eine falsche Ecke gestellt zu werden. Doch genau deshalb finde ich es so wichtig, dass dieses Thema jetzt politisch und gesellschaftlich aufgegriffen wird. Denn wenn wir die Definition von Heimat denjenigen überlassen, die spalten wollen, haben wir als Gesellschaft bereits verloren.
Wenn Verantwortung nach Freiheit schmeckt
Als jemand, dessen Herz für die Landwirtschaft schlägt, hat mich besonders das Beispiel von Helena Wolf berührt. Sie ist Junglandwirtin und zeigt in einem wunderbaren Video der Kampagne, was es bedeutet, nicht nur auf dem Land zu leben, sondern mit dem Land zu leben. Wenn sie darüber spricht, dass Landwirtschaft für sie Freiheit und Verantwortung bedeutet, dann spricht sie mir aus der Seele. Es ist dieser Moment, wenn man draußen auf dem Feld steht, die Erde riecht und begreift, dass Heimat nichts Statisches ist, das einfach da ist. Heimat ist das Ergebnis von Arbeit, von Schweiß und von der Liebe zu dem, was man tut. Helena zeigt uns, dass dieser Begriff nichts Verstaubtes an sich hat, sondern voller Leben und Zukunft steckt.
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Warum wir die Deutungshoheit zurückgewinnen müssen
Doch wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass der Begriff Heimat gerade in unserer heutigen Zeit auch als Waffe missbraucht wird. Parteien wie die AfD versuchen uns einzureden, dass Heimat etwas Exklusives sei, ein geschlossener Club, in dem man Menschen ausgrenzen muss, um die eigene Identität zu wahren. Laut diesen Thesen müssten Menschen unser Land verlassen, weil sie angeblich nicht hierhergehören. Wie falsch und lebensfremd dieses Bild ist, beweist Hamidul Khan. Er lebt in Frankfurt und engagiert sich dort für Kultur und Leseförderung. Er baut Brücken, wo andere Mauern hochziehen wollen. Sein Beispiel zeigt eindrucksvoll: Wer sich einbringt, wer anpackt und gestaltet, der ist hier zu Hause – ganz egal, wo die Wiege stand.
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Ich sehe das Thema mittlerweile sehr entspannt und pragmatisch. Für mich ist Heimat schlichtweg dort, wo ich lebe. Ich erinnere mich gut an die Zeit, als wir für ein halbes Jahr in den USA gelebt haben. In diesen Monaten war genau dort unsere Heimat, mit allem, was dazugehört. Heute leben und wohnen wir in Hüffenhardt. Ich bin hier nicht aufgewachsen, meine Wurzeln liegen woanders, und doch ist das jetzt meine Heimat. Nicht durch Geburt, sondern durch Entscheidung.
Gerade als ich mich mit diesem Text beschäftigte, fragte ich meine Frau Dany, was Heimat eigentlich für sie bedeutet. Ihre Antwort kam prompt und ohne Zögern: „Da, wo meine Familie ist!“ Kurz, knapp und doch so voller Wahrheit. Ich weiß, wie unglaublich wichtig ihr unsere erwachsenen Kinder und ganz besonders unsere Enkel sind. Wenn sie unsere Kinder unterstützen kann, indem sie sich liebevoll um die Enkel kümmert, dann blüht sie auf. In diesen Momenten spüre ich: Ja, genau das ist für sie Heimat. Nicht der Ort an sich, sondern das Gefühl, gebraucht zu werden und den Menschen nahe zu sein, die man liebt.
Es ist gut, dass wir durch solche Kampagnen im Gespräch bleiben und uns trauen, über diese emotionalen, rational oft schwer fassbaren Dinge zu diskutieren. Denn Heimat entsteht jeden Tag neu – durch uns alle.
Jetzt interessiert mich brennend eure Meinung zu diesem doch sehr emotionalen Thema. Was bedeutet „Heimat“ für euch? Ist es ein bestimmter Ort, wie für mich Hüffenhardt, oder sind es die Menschen, wie für Dany? Und wie findet ihr es, dass die Politik diesen Begriff jetzt so aktiv besetzt? Schreibt mir eure Gedanken und Gefühle unbedingt unten in die Kommentare – ich freue mich auf eine spannende Diskussion mit euch!
Euer Schimon
Bild: Symbolbild


