-
Kleine Rituale – große Wirkung
Es gibt diese kleinen Momente im Alltag, die so selbstverständlich wirken und doch eine enorme Kraft haben. Oft merken wir erst, wie wichtig sie sind, wenn sie plötzlich fehlen. Eine Tasse Kaffee am Morgen, das kurze Innehalten vor einem Meeting, ein Abendritual, das den Tag abschließt. Diese kleinen Rituale sind viel mehr als bloße Gewohnheiten. Sie sind Ankerpunkte in unserem Leben. Ich habe für mich gemerkt, wie sehr mich diese festen kleinen Abläufe tragen. Ohne meinen Morgenkaffee fühlt sich der Start in den Tag einfach nicht vollständig an. Dieses bewusste, ruhige Trinken – noch bevor die erste Nachricht gelesen oder die erste Aufgabe erledigt wird – schenkt mir eine wertvolle…
-
Episode 18 – Tiefflieger, Flammen, Hoffnung: Schimons Zeitreise in den Untergang
Der Tag verlief ruhig, fast unscheinbar. Wie so oft hatte Schimon am Morgen den Transporter beladen und die Wäsche des Seniorenheims Haus zum Fels zur Wäscherei gefahren. Die Sonne stand bereits warm am Himmel, als er die Landstraßen entlangrollte, die Fenster geöffnet. Der Wind brachte den Geruch von frischem Heu, feuchter Erde und den letzten Resten des Sommers mit sich. Schimon ließ die Gedanken treiben, während die Kilometer unter ihm hinwegzogen. In der Wäscherei wechselte er ein paar Worte, tauschte Lächeln aus, griff routiniert die Wägen mit der sauberen Wäsche und verlud sie wieder. Alles lief wie immer – und doch spürte er eine leise Spannung unter der Oberfläche, ein…
-
Der Alltag ist das Herzstück unseres Lebens
Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind alle auf der Suche nach dem großen Moment. Nach dem perfekten Augenblick, der unser Herz höher schlagen lässt, nach diesem einen Tag, an den wir uns für immer erinnern werden. Und dabei übersehen wir so oft das, was direkt vor uns liegt: den Alltag. Unser tägliches Leben, das sich leise und unaufgeregt vor uns ausbreitet, mit all seinen kleinen Routinen, Begegnungen und scheinbar gewöhnlichen Momenten. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich musste erst lernen, den Alltag nicht als bloße Zwischenzeit zu sehen. Früher hatte ich oft dieses Gefühl, dass das echte Leben noch kommen würde – irgendwann, wenn etwas Besonderes…
-
Teilhaben lassen – und trotzdem Grenzen wahren
Es gehört zu den schönsten Erfahrungen im Leben, wenn man etwas weitergeben kann. Wissen, Erfahrungen, Werte, Erinnerungen. Gerade wenn es um die eigenen Kinder oder Enkel geht, ist das Bedürfnis oft besonders groß: Wir wollen, dass sie lernen dürfen, ohne die gleichen Fehler zu machen. Wir wollen ihnen das mitgeben, was uns selbst geholfen hat. Wir wollen sie teilhaben lassen an unserem Leben. Ich habe das selbst sehr intensiv erlebt. Als unsere Kinder klein waren, war ich bei den Pfadfindern aktiv. Das war kein Zufall – ich hatte vorher Survival-Kurse gemacht, hatte Spaß daran, draußen zu sein, Dinge auszuprobieren, Grenzen zu erleben. Und das Schöne war: Ich konnte diese Leidenschaft…
-
Vorbild sein – ohne Bühne, ohne Applaus
Wenn wir das Wort „Vorbild“ hören, haben viele von uns sofort Bilder im Kopf: Prominente, Führungspersönlichkeiten, Lehrer, Eltern. Menschen, die in irgendeiner Form Einfluss ausüben. Und oft schwingt dabei ein gewisser Druck mit. Als müsste man besonders klug, stark oder moralisch überlegen sein, um ein Vorbild zu sein. Aber ist das wirklich so? Meine Meinung ist, dass wir dringend umdenken müssen. Denn echte Vorbilder brauchen keine Bühne. Sie wirken im Kleinen. Still. Durch das, was sie leben – nicht durch das, was sie sagen. Viele Menschen haben Angst, moralisch zu wirken, wenn sie über Werte sprechen. Ich kenne das selbst. Man möchte kein Zeigefinger sein, niemandem das Gefühl geben, belehrt…
-
Wenn selbst Abbas genug hat – eine Chance auf einen Neuanfang
Was Mahmoud Abbas vor wenigen Tagen in Ramallah gesagt hat, hat mich aufhorchen lassen. Nicht, weil er zum ersten Mal Kritik an der Hamas übt, sondern weil seine Worte so deutlich, so emotional und so unumstößlich klangen wie selten zuvor. „Gebt die Geiseln frei, ihr Hundesöhne, und beendet diesen Krieg.“ So hat er es gesagt. Und auch wenn dieses Wort hart und brutal klingt – es trifft den Kern. Denn was sagt es über eine Organisation aus, wenn selbst ein zurückhaltender, auf Ausgleich bedachter Politiker wie Abbas zu solchen Worten greift? Es zeigt: Die rote Linie ist längst überschritten. Und nicht nur von denen, die die Raketen abfeuern, sondern auch…
-
Werte säen – Die Kraft der kleinen Taten
Manchmal sind es nicht die großen Ereignisse, die ein Leben prägen. Es ist ein Satz. Eine Geste. Eine Begegnung, die kaum jemand bemerkt. Und doch kann genau daraus etwas entstehen, das lange trägt. Ich habe das selbst erlebt – und je älter ich werde, desto bewusster wird mir: Wir alle säen, jeden Tag. Ob wir wollen oder nicht. Nach meinem Schulabschluss habe ich ein freiwilliges soziales Jahr in einem Altenheim gemacht. Es war ein ganz bewusst gewählter Schritt – raus aus der Schulwelt, rein ins echte Leben. Ich wurde hauptsächlich bei den männlichen Senioren eingesetzt, kümmerte mich um sie, führte Gespräche, hörte zu. Einer von ihnen war ein älterer Schreinermeister…
-
Doppelmoral – Warum wir uns selbst im Weg stehen
Ich habe im Laufe meines Lebens viele Gespräche geführt – mit Freunden, Kollegen, Bekannten. Oft ging es dabei um die großen Fragen: Was läuft falsch in der Welt? Warum gibt es so viel Ungerechtigkeit? Warum handeln Menschen so egoistisch, so lieblos, so respektlos? Und meistens sind wir uns einig: Das kann so nicht weitergehen. Die Welt braucht mehr Ehrlichkeit, mehr Mitgefühl, mehr Verantwortungsbewusstsein. Doch je öfter ich solche Gespräche führe, desto häufiger beobachte ich etwas, das mich nachdenklich macht: Gerade Menschen, die hohe moralische Ansprüche haben, verhalten sich im Alltag oft anders, als sie es öffentlich fordern. Ich kenne Menschen, die sehr entschieden gegen Betrug und Korruption sprechen – und…
-
Vererbte Gedanken – Was wir unbewusst weitertragen
Es gibt Sätze, die begleiten uns ein Leben lang. Nicht, weil wir sie bewusst gewählt hätten – sondern weil sie früh in uns gepflanzt wurden. In der Kindheit, in der Familie, in der Schule, in unserer Kultur. Manchmal hören wir diese Sätze nicht einmal mehr bewusst. Sie sind einfach da. Wie eine innere Stimme, die unsere Entscheidungen kommentiert. Wie ein Hintergrundrauschen, das unser Denken formt. Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem solche Sätze einen festen Platz hatten. Mein Vater war Pastor, und ich wurde von klein auf in eine klare Glaubenswelt hineingeboren. Viele der Regeln und Überzeugungen, die dort galten, habe ich nicht hinterfragt – ich habe sie…
-
Episode 17 – Abgrund zur Hölle – Ein Albtraum in Limburg
Die Tür vibrierte erneut unter einem wuchtigen Tritt. Das laute Grölen der russischen Soldaten hallte durch das Haus wie ein unheilvolles Echo aus der Hölle. Schimon hielt den Atem an, das Herz schlug ihm bis zum Hals. Jede Faser seines Körpers war angespannt. In dem dunklen Raum, erleuchtet nur vom schwachen Glimmen der Holzofenflamme, waren nun alle hellwach. Herr Lontke war als Erster auf den Beinen. Entschlossen, aber mit zitternden Händen stellte er sich vor die Tür, als könne sein Körper allein diese Barrikade gegen das drohende Unheil aufrechterhalten. Ruth und Erika saßen aufrecht im Stroh, ihre Gesichter kalkweiß, die Augen weit aufgerissen vor Angst. Sie wagten kaum zu blinzeln.…